12. Dezember 2023

Erste Rekordfabrik vor 125 Jahren

Es dreht sich immer noch - die bewegte Geschichte der Schallplatte

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Die Erfindung der Schallplatte ist eng mit Emil Berliner (1851 - 1929) verbunden. Der gebürtige Hannoveraner ging 1870 nach Amerika und erfand die Schallplatte und das Grammophon. 1887 meldete Berliner in Washington ein Patent für sein Grammophon mit der Schallplatte in Seitenschrift an. 1897 stellte er zum ersten Mal eine Schellackplatte her. Schellack besteht aus Steinmehl, einem Harz, das aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus gewonnen wird, und Ruß als Farbstoff. 1898 kehrte Emil Berliner nach Hannover zurück und engagierte sich in der von seinem Bruder Joseph gegründeten "Deutschen Grammophon-Gesellschaft".

Die erste Plattenfabrik der Welt

Vor 125 Jahren, am 6. Dezember 1898, wurde im Norden Hannovers, in der Telefonfabrik von Joseph Berliner, die erste Schallplattenfabrik der Welt eröffnet. Einträge wurde dort für die englische Muttergesellschaft "The Grammophone Company" produziert, zunächst mit Abspielgeräten. Die in England auf Zinkplatten aufgenommenen und geätzten Vorlagen wurden in Kupfernegative umgewandelt, mit denen bis zu zehn Einträge pro Stunde hergestellt wurden. Die einseitige Einträge hatte einen Durchmesser von fünf Zoll (12,5 cm) und eine Spieldauer von einer Minute und 15 Sekunden. Andere Versionen hatten einen Durchmesser von sieben, zehn oder zwölf Zoll und eine Spieldauer von bis zu drei Minuten und 50 Sekunden.

Millionenfach verkaufte Platten

Von dieser ersten Schallplattenfabrik ging der Markterfolg der Schallplatte aus. Enrico Caruso, der weltberühmte Tenor, spielte ab 1902 eine Schlüsselrolle. Die Schallplatte entwickelte sich zu einem Tonträger, der sich millionenfach verkaufte. Bis 1904 wurden in Hannover täglich 25.000 Einträge produziert. Auf der Funkausstellung 1951 wurde die Schallplatte auf Kunststoffbasis (Vinyl) eingeführt, die 1958 den Schellack als Material für die Schallplatte ablöste.

Diese Geschichte legte auch den Grundstein dafür, dass Hannover im Dezember 2014 der Titel "UNESCO City of Music" verliehen wurde. Neben der ersten Schallplattenfabrik sind die erste produzierte Musikkassette und die erste am 17. August 1982 in Langenhagen bei Hannover gepresste Compact Disc (CD) weitere Meilensteine in der Geschichte der Tonträger.

Die CD ersetzt die Schallplatte

Die CD war es auch, die nach ihrer Ankündigung 1978 zum einen die Schallplatte überholte und zum anderen den Übergang zur Digitaltechnik einleitete. Auf der IFA 1981 wurde die CD erstmals der breiten Öffentlichkeit vorgestellt und 1989 wurden in der Bundesrepublik Deutschland erstmals mehr CDs (21 Millionen CDs im ersten Halbjahr) als Langspielplatten Einträge (19 Millionen) verkauft.

Stabile Fangemeinde

Nach einigen Tiefpunkten ist die Schallplatte dennoch weiter auf dem Vormarsch. Seit 2005 wurden in Deutschland jedes Jahr rund 100.000 Plattenspieler verkauft. Im Jahr 2022 waren es 122.000 Geräte mit einem Durchschnittspreis von 287 Euro (+ 34 Prozent). Im Vergleich dazu lag der Durchschnittspreis eines Plattenspielers im Jahr 2015 noch bei 192 Euro, was bedeutet, dass derzeit höherwertige Plattenspieler gefragt sind. Für das laufende Jahr prognostiziert die gfu einen Absatz von 134.000 Geräten (+10,0%) mit einem Durchschnittspreis von 305 Euro (+6,4%).

Die gute alte Vinyl-Schallplatte hat eine stabile Fangemeinde. Nach Angaben des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI) blieb die Nachfrage nach physischen Tonträgern von Januar bis Juni 2023 mit rund 190 Millionen Euro stabil. Nach einem erneuten Wachstumsschub von 6,3 Prozent erreicht Vinyl mit rund 63 Millionen Euro einen Marktanteil von 6,0 Prozent (Gesamtumsatz des deutschen Musikmarktes im ersten Halbjahr 2023: 1,056 Milliarden Euro). Für Künstler, wie derzeit die Rolling Stones, ist es sogar gang und gäbe, Neuerscheinungen als exklusive Vinyl-Versionen herauszubringen.

Der Reiz von Vinyl Einträge

Die Schallplatte hat ihren Reiz nicht verloren. Aber was steckt dahinter? Der bessere Klang oder die Zeremonie des Abspielens? Rein technisch gesehen gibt es keinen Beleg für einen besseren Klang, denn die Abtastung der Schallplatte ist mit Rauschen und Knistern verbunden, die Stereokanäle sind nicht annähernd so präzise getrennt wie in der digitalen Welt der CD und auch Resonanzen beeinflussen den Frequenzgang. Was bleibt, sind kaum erklärbare, subjektive Eindrücke, die für die Schallplatte sprechen. Der haptische Reiz des Auspackens, Auflegens und Abspielens der großen Scheibe steht jedoch nicht zur Debatte.

"Der Markt für Vinyl Einträge und Plattenspieler sorgt mit seinem Wachstum immer wieder für positive Überraschungen. Viele Menschen mögen offensichtlich den entschleunigten Musikgenuss und die damit verbundene Vorfreude, sobald sie die Platte auspacken. Dementsprechend hat neben dem Absatz auch das Angebot an modernen Plattenspielern wieder zugenommen", erklärt Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin des Branchenverbandes gfu Consumer & Home Electronics GmbH.

Online-Dienste verdrängen physische Tonträger

Doch wie bei allen technischen Entwicklungen verdrängen die nachfolgenden Entwicklungen irgendwann die Pioniere vom Markt. Das gilt auch für die CD, deren beispielloser Erfolg als erstes digitales Medium viele weitere Entwicklungen inspirierte. Dazu gehören zum Beispiel digitale Kompressionsformate wie MP3 und Streaming-Dienste, die nahezu jedes Musik- und Sprachangebot online und überall verfügbar machen. Sie machen auch physische Ton- und Datenträger überflüssig.

Quellen: "Geschichte der Unterhaltungselektronik", Jochen Wiesinger; www.hannover.de 

Foto: Foto eines Schallplattenspielers von Pixabay

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